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14. Europalauf Hennef am 23.06.2018
 

Eckberts Halbmarathonpremiere

Die Schicksale gleichen und häufen sich: Wer sich auf mich einläßt und “nur mal” mitlaufen möchte, wird endgültig mit dem Laufvirus infiziert und steht irgendwann einmal, mit einer Startnummer versehen, am Beginn eines längeren Laufs. Meistens mit dem Überträger des Virus’ gemeinsam.
 

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“Ich bin wieder viel zu schnell unterwegs gewesen!” An dieses Gejammere des alleine Trainierenden habe ich mich inzwischen gewöhnt. “Nur mit Dir kann ich auch wirklich langsam laufen!” Was will ich machen? Selbstlosigkeit ist mein zweiter Vorname. Und so machen wir regelmäßig gemeinsam den Bonner Kottenforst unsicher. Wobei ”schnell” km-Zeiten von 5:00 bis 5:15 min. über eine Laufstrecke zwischen 9 und 12 km bedeuten, “langsam” deren 6:00 bis 6:30 min. Natürlich predige ich die alte Läuferweisheit, daß langsam zu laufen, gepaart mit eher wenigen Tempospritzern, wunderbarerweise schnell macht. Erleben muß man das allerdings offensichtlich am eigenen Körper.

Wie dem auch sei: Seinem Ersteinsatz beim Kottenforstlauf über 11,5 km im vergangenen Jahr folgte lediglich ein Zehner, das muntere Gejage im Training ging jedoch weiter. “Ich möchte mal sehen, was Du, richtig gefordert, über die Halbmarathondistanz bringst!”, versuche ich ihn aus der Reserve zu locken und schiele auf den flachen Bonner Halbmarathon im Frühling. Irgendwie gibt das keinen, obwohl ich mit gutem Beispiel vorangehe. Dann steigt nach dem Ausstieg des Rheinhöhenlaufs aus dem Siebengebirgscup, dem wir den Malberglauf beisteuern, der Hennefer Europalauf mit seinem Brückenlauf über 21,1 km in die Cupwertung ein. Unglücklicherweise wohnt Eckbert in Hennef, und nach ein paar weiteren Sticheleien gibt er seinem Herzen einen Ruck und meldet sich an.

7 Tage nach meinem Marathon beim Himmelswegelauf von Goseck nach Wangen in Sachsen-Anhalt stehe ich also erneut startnummerbewaffnet parat, nachdem er diese dankenswerterweise im Vorfeld bereits abgeholt hatte. Nun, Zeitvorgabe? Daß er die zwei Stunden trotz ausgeschriebener 339 Höhenmeter sicher packen sollte, steht außer Frage. Allerdings ist er noch nie weiter als 17 km gelaufen und auch die sind lange Kriegsgeschichte. Doch der ehemalige starke Handballer kann beißen, das weiß ich. Selber bin ich den 450 m zu kurzen Halben in Windhagen bei exakt der gleichen Höhendifferenz kürzlich in 1:52 Std. gelaufen, eine 1:55 sollte also trotz des Vorprogramms machbar sein. Das also ist unser Zeitziel. Mit rund 200 Gleichgesinnten - und damit deutlich mehr als im vergangenen Jahr - geht es Punkt 15 Uhr los. Die üblichen Verdächtigen, wie z.B. Björn, Udo, Joe, Franzi oder Uli sind mit von der Partie.

Die Strecke ist als liegende Acht entlang der Sieg und über drei Brücken führend schnell beschrieben sowie rechts einsehbar (anklicken zur Vergrößerung). Zunächst Richtung Nordwesten durch die Stadt und dann auf schmalem Weg die Autobahn unterquerend kommen wir nicht ganz so schnell voran wie beabsichtigt. Meinen wir, denn trotz kleinerer Staus sind die ersten beiden km in 4:53 bzw. 5:00 min. zügig absolviert. Wir nehmen einen ganz kleinen Zahn heraus, denn im Flachen sollten es etwa 5:15 sein. Nach erstmaliger Überquerung der Wied und erneuter Unterquerung der BAB sind wir nach etwa 5,5 km wieder gegenüber dem Startgelände angelangt.

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Die erste wirklich aussagekräftige Zwischenzeit nach 5 km beträgt dennoch 25:01 min., wirklich eingebremst haben wir also nicht. Eckberts Vorwärtsdrang ist ungebrochen, ich kann gut mithalten. Nach 7 km und nochmaliger Autobahnunterquerung geht’s zum zweiten Mal über die Sieg. Die Ortschaft Weldergroven passierend sind die ersten 10 km in exakt 51 min. abgearbeitet. Eine Laufuhr besitzt Eckbert (noch) nicht, daher melde ich ihm die jeweiligen Zwischenzeiten. Der Herr ist zufrieden. Auf zunächst schnurgeradem Radweg kommen wir durch Oberauel zur einzigen nennenswerten Herausforderung: Zwei lt. Streckenprofil knackigen Steigungen, die wohl den Löwenanteil der 339 avisierten Höhenmeter beinhalten. Diese entpuppen sich, unterbrochen bzw. gefolgt von zwei strammen Bergabstücken, für mich als problemlos machbar. Schien ich ihn kurz vor der ersten Steigung ziehen lassen zu müssen, bin jetzt ich am Berg voraus. Hier muß einfach jeder seinen geeigneten, individuellen Rhythmus finden.

Nach 15 km stehen 1:18:27 Std. zu Buche, was hochgerechnet und ohne Einbruch eine Endzeit unter den avisierten 1:55 Std. erwarten läßt. Bei 16 km hat die Berg- und Talfahrt ihr Ende gefunden und der Rest der Strecke verläuft flach. Wieder über die gleiche Siegbrücke wie vorhin beginnt Eckbert bei km 19, die BAB letztmals unterquerend, den heimischen Stall zu riechen und verschärft das Tempo, vermutlich bemerkt er das nicht einmal. Für mich würde das unbedingte Mithaltenwollen grenzwertig werden, daher lasse ich leicht abreißen, ohne selber langsamer zu werden. Immerhin wartet in zwei Wochen eine größere Aufgabe auf mich, da möchte ich nichts unnötig riskieren. Bekanntes taucht auf (auch der knipsende Mitfahrer Josef), dann sind wir beide im Abstand von 13 Sekunden als 59. bzw. 63. Mann von 139 (mit den Frauen insgesamt 190 Finisher - eine Steigerung um satte 50% ggü. dem Vorjahr!) unter 1:51 Std. im guten Mittelfeld gelandet. Eckbert strahlt zurecht. Auch wenn sich die angedrohten 339 Höhenmeter in der Realität als lediglich 190 herausgestellt haben.

Ich erhalte eine kleine Medaille, er nicht. Nach längerer Klärungsphase und dem vergeblichen Warten auf Nachschub weist man uns darauf hin, daß dies nur die restlichen Schülermedaillen waren, die man vollzählig ausgeben wollte. Logo, daß ich meine daraufhin weitergebe. Ist hier und heute ein neuer Stern am Läuferhimmel aufgegangen? Man weiß es nicht. Ich jedenfalls werde versuchen, weiter segensreich zu wirken. Eine konkrete Idee habe ich bereits.
 

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