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Wie alles begann

Es war im März 2001 und ich 41 Jahre alt. Nach Beendigung meiner 13jährigen Bundeswehrzeit 10 Jahre zuvor hatte ich mich durch weitestgehende Sportabstinenz ausgezeichnet. Aus heutiger Sicht durch u. a. Hausbau und familiäre Verpflichtungen vielleicht teilweise erklärlich, aber dennoch eigentlich sonderbar, denn vorher war ich immer recht sportlich gewesen. Als Jugendlicher hatte ich bis zu dreimal wöchentlich geturnt, war aktiv in der DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, deren Lehrschein ich sogar besitze, wenn auch längst abgelaufen) und bin auf einem Bundeswehr-Sportfest ohne viel Training mit 21 Jahren die 5000 Meter in 19:52 min gelaufen. Vielleicht hätte aus mir ja etwas werden können! Was soll’s, alles Schnee von gestern.

Im Frühjahr 2001 also ging der Zeiger der Waage bei 1,72 m Körper“länge“ haarscharf auf die Anzeige 80 kg zu. Konfektionsgröße 48 paßte kaum noch, zumindest im Hosenbund, und an irgendeinem Samstagvormittag war mir klar, daß etwas passieren mußte. Ich brauchte Bewegung. Welche? Ich war doch mal gelaufen? Die uralten Laufschuhe Adidas Marathon Training müßten auch noch in irgend einer Ecke herumliegen. Tatsächlich habe ich sie auch gefunden und mit einer alten Shorts und Baumwoll-Shirt bewaffnet ging es ab auf den benachbarten Feldweg. Ich lief los, wie ich es in Erinnerung hatte. Meine Güte... Ich weiß nicht, ob ich 400 oder 500 m weit gekommen bin. Dieser erste Lauf war ein gefühltes Fiasko. Aber wahrscheinlich in Anbetracht der Umstände gar nicht einmal so schlecht. Ich quälte mich eine gute halbe Stunde und war letztlich zufrieden mit mir, mich dazu überwunden zu haben. Das Ganze wiederholte ich in den nächsten Wochen unregelmäßig.

Mir fiel auf, nachdem ich beschlossen hatte, die 5 Stockwerke von der Tiefgarage in mein Büro künftig nur noch zu Fuß zurückzulegen, Schweißproduktion und Kurzatmigkeit schon nach kurzer Zeit spürbar nachließen. Das mit der zusätzlichen Bewegung schien also so dumm nicht zu sein.

Ende April gab es eine Zäsur in meinem Leben. Ich trennte mich von meiner damaligen Frau und lebte die nächsten Monate alleine. Einerseits von jeder Menge täglichem Streß befreit, waren diese Wochen außerhalb der Arbeit ziemlich langweilig. Ich hatte Zeit, viel Zeit sogar. Also lief ich mehr, jetzt bereits um die 40 Minuten am Stück und auch schon zum Teil leicht profiliert. Im Koblenzer Stadtwald hatte ich eine schöne Strecke zum Forsthaus Remstecken ausgemacht. Rund dreimal pro Woche war ich unterwegs und hatte keinerlei Zipperlein. Trotz aus heutiger Sicht grauenhaften Schuhen (Lifestyle-„Sport“schuhe).

Im Sommer lernte ich meine heutige Frau Elke kennen und lieben. Wir harmonierten so gut, daß ich schon im November meine Einsiedelei verließ und bei ihr und ihren Kindern in Waldbreitbach einzog. Das war auch für meine „Laufkarriere“ ein Glücksfall, denn ich kam direkt mit den richtigen Leuten in Kontakt. Elkes Kinder waren in der Leichtathletik aktiv und ich begleitete sie zum Training, wo parallel auch der Lauftreff stattfand. „Wer leitet den denn?“ „Der lange Dünne da!“ Schnell war der Kontakt zu Peter geknüpft und eine Woche später war ich Mitglied des Lauftreffs vom VfL Waldbreitbach.