Wieder am Start habe ich gegenüber der eigenen Zielvorgabe fast eine Minute verloren. Auf der zweiten Runde verbessert sich die Situation nur unwesentlich, immer wieder umkurve ich Kontrahenten und muß aufpassen, selber nicht umgerannt zu werden. Fatal erinnert mich die Situation an den Christkindellauf in Wiedenbrück, wo sich 1.100 Läufer auf der 2.500 m-Runde zu verteilen versuchten, schwierig genug. Hier sind es 700 Läufer auf 1.000 m. Und ich ärgere mich doch etwas über die Deppen, die sich vorne hinstellen, wo sie nichts verloren haben: Die Uralten, die Dicken, die ganz Langsamen. Aber, ich muß mich selber zur Ordnung rufen, das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Volkslauf und daher kaum zu vermeiden.
Erst auf dem Rückweg der dritten Runde habe ich endlich so viel Freiraum, daß ich einigermaßen frei laufen kann, und schon nähert sich der km-Schnitt den erwünschten viereinhalb Minuten an. Ab der vierten Runde geht es mir dann gut, ich kann mich endlich in Ruhe umschauen und die schöne, weihnachtlich beleuchtete Strecke genießen. Schön ist es, die Geschwindigkeit kann ich ohne größere Anstrengung halten und die “Hotspots” mit Musik, Moderation und Samba-Gruppe bewußt aufnehmen. Die Lichtverhältnisse, die Trillerpfeifen - wunderbar! Nicht umsonst trägt dieser Lauf als “deutsches Sao Paulo” diesen inoffiziellen Titel. Obwohl die angekündigten 20.000 Zuschauer maßlos übertrieben sind, ein Viertel, max. ein Drittel davon kommt der Wahrheit wohl näher. Alles danach ist gut, jede Runde gefällt mir besser als die vorhergehende. Mein “Glück auf!” an die laufenden Bergwerkler wird lautstark erwiedert, das macht Freude, natürlich gibt es auch sonst viel zu sehen. Am Ende der achten, letzten Runde kann ich nochmals aufdrehen und laufe zufrieden ins Ziel.
In Anbetracht der Umstände sind die handgestoppten 37:30 min für 8,13 km (die zusätzlichen Meter durchs Slalomlaufen bedingt) gar nicht so schlecht, zumal ich mich nicht völlig fertig fühle und durchaus noch hätte weiterlaufen können. Richtig ärgere ich mich dann doch nochmal beim Erscheinen der Ergebnisliste am Folgetag (!), denn die wirft eine 38:02 aus. Hä? Bruttozeit, ganz toll! Wofür eigentlich nutzt man elektronische Zeitnahme, wenn man keine Nettozeitnahme anbietet? Na ja, dafür könnte ich mir eh nichts kaufen, aber etwas doof ist es doch. Trotzdem hat es viel Spaß gemacht und mir gezeigt, daß ich trotz fehlenden Tempotrainings noch einigermaßen auf die Tube drücken kann.
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