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Wiedweg-Marathon Teil 1 am 04.06.2021
Mehr als nur ein Trostpflaster 12.0: Von der Quelle zur Mündung (1)
Die nachvollziehbare Idee unserer Touristiker lautete: Wir “vermarkten” unseren Wiedweg für interessierte Langstreckler und sorgen damit für einen erhöhten Bekanntheitsgrad unserer schönen Gegend im mittleren und rheinischen Westerwald. Wie der Verein dazu steht? Na ja, der Ansatz eines Ultralaufs ist zwar nett, das in Frage kommende Publikum allerdings zahlenmäßig sehr überschaubar. Also wurde diese Überlegung schnell begraben. Auch eine unverbindliche Abfrage örtlicher Vereine, die man in die Organisation hätte einbinden können und müssen, zeugte von, sagen wir mal, zurückhaltendem Interesse. Damit scheint die Sache begraben zu sein, bevor sie richtig begonnen hat.
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Was aber nicht bedeutet, daß die Sache an sich, nämlich die Wied abzulaufen, sich für uns damit erledigt hätte. Ganz im Gegenteil. Hanne, Tobi und ich beschlossen, die Strecke auf eigene Faust zu testen. Mit Josef und Heinz Hermann, Hannes besserer Hälfte, fanden sich an einem Freitagmorgen zwei bereitwillige Fahrer und Versorger. Um 8 Uhr trafen sich alle bei Josef, packten ihre Verpflegungskisten in Josefs Auto und ab ging’s in die Nähe von Linden an die Wiedquelle. Die durchfließt den (zumindest geologischen) Westerwald, um nach guten 100 km bei Neuwied in den Rhein zu münden. 109 km mißt der mehrfach umgelegte Wiedweg in toto, wir haben uns heute die ersten 42,2 km vorgenommen. Zählbar im Sinne des 100 MC sollte es sein, auch wenn sich kein weiterer Begleiter gefunden hatte, drei Personen genügen ja bekanntlich.
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An der Wiedquelle angekommen, geht’s zunächst einmal darum, den richtigen Einstieg zu finden. Das ist schnell geschafft und genauso schnell haben wir uns zum ersten Mal verlaufen, stehen mitten im Dorf. So ein Mist! Zurück und wieder etwas gelernt: Aufmerksamkeit würde heute Trumpf sein.
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Im Nachhinein gesehen darf man wohl sagen, daß die ersten knapp zehn km die schönsten des ganzen Kurses waren. Wunderbar abwechslungsreich an der noch kleinen Wied, schöne, gepflegte Wege und vor allem eine traumhafte Westerwälder Seenplatte, allem voran der Dreifelder Weiher. Hanne kennt sich bestens aus, daher ist ihr Hinweis völlig korrekt: “Das ist der Hoffmänner Trainingsrevier!” Es mutet wie ein Witz an, war aber wirklich genau so: Keine zehn Sekunden biegt das Familienoberhaupt in Form Norbert Hoffmanns samt Hund um die Ecke. War das eine Freude!
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Nach kaum zehn km stehen Josef und Hans Hermann erstmals als T(r)ankstelle parat. Steinebach ist durchaus nett anzusehen, aber nicht so nett, daß wir den Lauf hier vorzeitig beendet hätten. Klar ist aber auch hier schon, daß es heute darauf ankommen würde, regelmäßig und gut zu trinken, denn die Sonne steht bereits hoch am Himmel und der Planet brennt ordentlich.
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Über Stock und Stein, über Rinnsale und nette Örtchen kommen wir gut voran. Dem Auge wird ständig Neues geboten und wo Neues ist, herrscht Kurzweil. Allerdings - erwähnte ich schon, daß die Temperatur eine gewisse Höhe erreicht hatte? Nun ja, besser als zu kalt, vor allem für mich.
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“Der wilde, wilde Westen fängt gleich hinter Hamburg an...” lautet der Refrain eines zumindest den Älteren unter uns bekannten Liedes der Gruppe Truck Stop. In unserem Fall ist es Höchstenbach, nach dem der Wilde Westen beginnt. Der entpuppt sich als Freizeit- oder Campingplatz, auf dem unser Weg mal wieder zu Ende scheint. In drei Richtungen könnte es weitergehen, wir sind ratlos. Frl. Komoot ebenfalls. Nach längerem Suchen entdecken wir endlich ein Wegeschild, das von der Vegetation mittlerweile völlig zugewachsen ist. Beim Markieren das Hirn einzuschalten wäre manchmal hilfreich, denn das konnte man voraussehen.
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Eine Batterie abgestorbener Fichten erinnert fatal an Zuhause. Zum Trost finde ich eine Flasche Hachenburger Pils, leider ebenso warm wie leer. Egal, es sind noch zwei km bis zum nächsten VP, da kann ich sie abgeben und Jürgens Sammlung fürs Tierheim bereichern. Wir passieren eine historische Wiedbrücke, durchqueren malerische Wiesen und steuern Steinebach an.
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Dort schmerzt angesichts der Temperatur der in einem Garten aufgestellte Pool, der “Spring’ doch rein!” zu sagen scheint. Ich erinnere mich an die Tortour der letzten 12 km des Hitze-Marathons von Mallorca entlang des Strandes von El Arenal. Noch mehr schmerzt nach einer längeren Steigung der Verlust der Orientierung, die wir ohne Handy nicht ohne einen veritablen Rückweg hätten finden können. So führt uns eine Diretissima zurück auf den Pfad der Tugend.
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Hanne leidet und hat heute nicht ihren besten Tag erwischt. Hadert mit sich, ob sie aussteigen soll. Wir halten uns mit Ratschlägen vornehmst zurück, denn solche Entscheidungen muß man unabhängig von den Stimmen anderer treffen. Am nächsten VP siegt die Vernunft. Wie ich kürzlich beim WUT nach vier von fünf Etappen beendet sie den Lauf nach guten 30 km. So etwas ist höchst ärgerlich, aber eben nur vernünftig.
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Die Almersbacher Kirche ist ein echter Hingucker, nachdem wir auf einem Teil des Hermann-Löns-Pfades unterwegs gewesen sind. Eine Staustufe überquerend und Altenkirchen passierend, kommen wir an einer Bahnstrecke vorbei, die gerade generalsaniert wird. Die beiden Streckensicherungsposten sehen wir überraschenderweise am nächsten Bahnübergang wieder und haben unter Verweis auf das Märchen mit dem Hasen und dem Igel viel zu lachen. Schönenberg ist erreicht.
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Dem einen oder anderen weiteren Orientierungsproblem trotzend, sehen wir langsam Licht am Ende des Tunnels. Schwierig ist manchmal das Durchkommen, denn die Vegetation steht teilweise sehr hoch, auch ist mancher Abschnitt eher suboptimal gepflegt. Schön ist es aber allemal, insbesondere angesichts des nahenden Endes. Aber es muß ja noch kommen, wie es eben kommen muß: Kaum ist noch ein letzter km zu nehmen, öffnen sich die Schleusen des Himmels zu einem erfrischenden Guß. Den überstehen wir, von überhängenden Bäumen geschützt, einigermaßen glimpflich und nachdem wir uns auf den letzten Weg geeinigt haben, liegt uns Seyen nach einem schönen Rundumblick zu Füßen. Dort warten unsere Protagonisten gemeinsam mit Jochen, der die Anfahrt per Rad nicht gescheut hat, um uns nach knappen 44 km und guten 500 positiven Höhenmeternz zu huldigen. Klare Sache: Teil 2 wartet darauf, demnächst abgearbeitet zu werden.
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