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40. Lauf Rund ums Bayer-Kreuz am 06.03.2022


Standortbestimmung

Mindestens drei Leistungsgruppen soll es geben, wenn wir in einer Woche nach Mallorca abheben, um uns eine gute Woche lang im Trainingscamp von Laufcampus in C'an Picafort zu vergnügen. Nur: In welche gehört man? Die schnellen Zeiten, sofern es sie überhaupt mal gegeben haben sollte, sind unwiderruflich vorbei. Nicht nur das Alter nagt an der Grundschnelligkeit, auch das völlige Fehlen von Tempotraining jeglicher Art ist der Spritzigkeit nicht gerade förderlich. Die 42 min, die ich zu besseren Zeiten mal laufen konnte, sind längst illusorisch geworden. Der letzte auf Zeit gelaufene Zehner war vor zweieinhalb Jahren in Köln gewesen und endete mit damals überaus erfreulichen 47:12 min. Mit dem Fünfziger vom vergangenen Sonntag rund um Koblenz, der zusätzlich noch gute 800 Höhenmeter aufzuweisen hatte, im Gepäck sind keine Wunderdinge zu erwarten.

Möglich ist hier jedoch vieles, wie die Ergebnisse der vergangenen 39 Ausgaben des Laufs Rund um das Bayer-Kreuz in Leverkusen beweisen. Denn genau dessen 40. Ausgabe haben Elke und ich uns zur Standortbestimmung ausgesucht. Für sie geht es darum, die Mindestanforderung des Laufcamps (10 km in 70 min) zu erfüllen, ich möchte unter 50 min bleiben. Uns erwartet eine 2,4 km-Runde mit vorgeschalteten 400 m im Herzen des Bayer-Reichs. Die Beteiligung an der Hauptdistanz 10 km ist gut, wie die letztlich 602 Erfolgreichen beweisen. Die allerdings sind aus zwei separaten Läufen zusammengefaßt: Dem Eliterennen bis 44 min und der Versehrtenklasse über 44 min. Unsere Startnummern haben wir, brav der Maskenpflicht im Veranstaltungsgelände gehorchend, schnell in der Hand. Mehr gibt es nicht, so gesehen sind die 15 € Startgebühr schon recht happig. Wir aber sehen es als unseren kleinen Beitrag zum Spitzensport, außerdem hat uns ja niemand zur Anmeldung gezwungen.

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Eingangs treffen wir einen strahlenden Joe Körbs, der als M 50er mit seinem "Zehnjahreshoch" in 36:52 min beeindruckt. Zumindest uns. Ein wenig wird sich warmgelaufen, dann ist der Start des Fußvolks um 13:20 Uhr nicht mehr fern. 50 min durch 10 dividiert ist eine überschaubar schwierige Rechenaufgabe, der Marschplan damit klar. Ich will keinesfalls am Anfang überziehen, sondern die 50 min knapp, aber sicher unterbieten. Daher plaziere ich mich im hinteren Mittelfeld, wo ich hinzugehören meine. Denn nichts finde ich ätzender als langsame Läufer oder noch schlimmer Walker, die sich vorne hineinstellen und den Schnelleren im Weg sind. Breit ist die Otto-Bayer-Straße, auf der die ersten paar hundert Meter zurückzulegen sind, daher werde ich kaum behindert und versuche selber auch nicht im Weg zu stehen bzw. zu laufen. Linkerhand erreichen wir nach 400 m das Epizentrum der Veranstaltung mit Startnummernausgabe, Verpflegungsstelle und Zielbogen. Links um die Kurve gebogen geht es parallel der Düsseldorfer Straße weiter. Erneut links abgebogen erfreut das Auge eine wunderschöne Platanenalle, die leider noch gänzlich unbelaubt ist. Links lassen wir ein attraktives Gebäude, das Kasino, liegen und rechts die mondäne Konzernzentrale. Kurz bevor dem Linksschwenk Kaiser-Wilhelm-Allee gefolgt wird, sehe ich ein an die NS-Zeit erinnerndes Bürogebäude mit dem Bayerkreuz auf der Fassade und darunter irgendwelche mir unpassend erscheinenden Steine. Hat man hier 1945 ein Hakenkreuz entfernt, als die IG Farben zerschlagen wurde?
 

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Fast hätte ich vergessen, die erste Wasserstandsmeldung zu erwähnen: km 1 ist nach 4:50 min absolviert, genauso habe ich mir das erhofft. Das Bayer-Kreuz, das ich mir wirklich inmitten der Laufrunde vorgestellt hatte, suche ich leider vergebens. Lediglich den Bayer-Schriftzug erkenne ich an einem hohen Schornstein zur Rechten. Am japanischen Garten, von dem wir leider nichts sehen, wechselt die Kaiser-Wilhelm-Allee wieder in die Otto-Bayer-Straße. 5:01 min für den zweiten km ist ein kleiner Warnschuß, nicht ins Träumen zu geraten. Letzterer weiter folgend gelangen wir an einigen wenigen, kleineren Fangruppen vorbei zurück auf die Start-/Zielgerade. Beim Passieren des Zielbogens sind 2,8 km geschafft, alles befindet sich im Lot. Gut, daß ich mich in den letzten Wochen gelegentlich aus der Komfortzone bewegt habe. Insbesondere mein Ersteinsatz mit Richard und Georg beim Lauftreff unseres Personalamts im 5:30er Schnitt hatte einen Hauch von Tempotraining vermittelt. Auch die drei nächsten km sind mit 4:51, 4:56 und 4:50 im Lot. Halbzeit ist nach 24:54 min, genauer geht's wohl kaum.
 

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Das Tempo paßt, jedenfalls werde ich kaum überholt, überhole aber selber genauso wenig. Weiter geht es mit 4:57, 5:05, 4:50 und 5:01 min/km. Zu Beginn des letzten km überrunde ich Elke, die aber einen zufriedenen Eindruck vermittelt. Auch für sie scheint es also zu passen. Anfeuerung gibt’s vom unserem Sprecher beim StaffelMarathon am 3. Oktober, Jochen Baumhoff.  Auf einen Schlußspurt verzichte ich sicherheitshalber. Erstens wird das mit der sub 50 passen - das war mir das Wichtigste - und zweitens brauche ich kurz vor dem Laufcamp keine Verletzung und will nichts riskieren. 24:41 min dauert die zweite Hälfte bei also ganz leicht negativem Split, dann ist die Sache nach 49:22 min als 456. von 600 geritzt. Auch wenn die addierten Einzelzeiten nicht ganz genau passen, so sind sie doch vom Zeitnehmer dokumentiert. Ich jedenfalls bin zufrieden und keinesfalls am Limit. Mit einem Zielgetränk bewaffnet eile ich zum Auto, um mir ein paar trockene Sachen anzuziehen. Wenig später bin ich wieder am Ziel und warte auf Elke, die nicht (wie von ihr befürchtet) Letzte wird und mit ihren 1:08 Std. wenigstens drei Konkurrenten hinter sich lassen kann, zudem sind elf unterwegs ausgestiegen. Zuhause erfahren wir, daß unser Peter vom heimischen Lauftreff mit 40:40 min in der M55 eine blitzsaubere Leistung hingelegt hat. Rundum zufrieden fahren wir heim und freuen jetzt aufs Laufen über die Germanen-Insel Nr. 1.
 

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