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13. Helgoland-Marathon am 08.05.2010


Marathon auf hoher See oder: 1500 x 800 plus 42 x 42

Was auf den ersten Blick wie eine Rechenaufgabe anmutet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen schnell als Kurzfassung meines heutigen Laufberichts: Auf Deutschlands einziger Hochseeinsel (obwohl, streng genommen, die Bezeichnung geologisch gar nicht stimmt), 1.500 m lang und 800 m breit, absolviere ich heute meinen 42. Lauf über mindestens 42 km Länge. Wer mich kennt weiß, daß ich schräge Sachen liebe. Und Marathonlaufen auf einem „Fliegenschiß“ mitten im Meer gehört eindeutig dazu. Darüber hinaus war ich bisher noch nie auf Helgoland, also mußte das sein. Ich habe keine Sekunde bereut.

Tja, mit dem Marathon auf Helgoland ist das so eine Sache. Kurz entschlossen mal hinfahren, laufen und wieder heim ist nämlich nicht. Und so erschließt sich auch sehr schnell der neben dem sportlichen Teil touristische Hintergrund der Veranstaltung: Man kommt an mindestens einer Übernachtung, wenn man nicht gerade fliegt, nicht vorbei. Und weil ich keine Hektik mag, packe ich mein Lieschen (eigentlich heißt sie ja Elke, genau genommen Elke Elisabeth, aber Lieschen finde ich viel netter) und komme für drei Übernachtungen.

Eine Anmeldung geht demnach vernünftigerweise nur mit Buchung der Unterkunft. Wer jetzt aber meint, man hätte damit etwas Konkretes ausgesucht, irrt: Man kann nämlich nur eine bestimmte Kategorie angeben und erhält dann die Auskunft, daß die Inselverwaltung ca. vier Wochen vor dem Ereignis mit konkreten Vorschlägen aufwarten wird. Das passiert dann erfreulicherweise auch und letztendlich haben wir ein schönes Hotel mit Traumblick auf die benachbarte Düne gefunden.

Die Überfahrten vom Festland finden mit normalen Booten täglich nur einmal statt, morgens zur Insel hin und nachmittags  zurück. Wer mit einem solchen fahren möchte und sich das Abenteuer des Ausbootens (Umsteigens) in sog. Börteboote gönnen will (weil die Schiffe nicht in den Hafen einfahren können), muß daher sehr früh morgens an einer der Abfahrtsstellen sein. Wir entscheiden uns für den Katamaran von Cuxhaven aus. Der packt die Überfahrt in einem Bruchteil der Zeit, fährt erst am späten Vormittag los (nachmittags macht er an bestimmten Tagen eine zweite Tour) und kann in den Hafen einfahren.

Demzufolge betreten wir bereits am Donnerstag gegen 13.00 Uhr den Helgoländer Felsen. Daß es den überhaupt noch gibt, ist dem Umstand zu verdanken, daß es den Engländern nicht gelungen ist, die Insel, wie beabsichtigt, praktisch komplett von der Landkarte zu tilgen (zumindest alles militärisch Relevante zu zerstören). Zunächst war am 18. April 1945 der damalige U-Boot-Stützpunkt Ziel eines massiven Luftangriffs der Briten, die die Insel in den Folgejahren als Übungsziel für ihre Luftwaffe nutzten. Beim ersten Angriff wurde die Infrastruktur des „Roten Felsens“ komplett zerstört, die Bevölkerung überlebte jedoch fast vollzählig in den unterirdischen Bunkern und wurde später evakuiert. Von den Bombardierungen zeugen noch heute die Bombenkrater im Oberland.

Zwei Jahre später, am 18. April 1947, sollten in einer Sprengung („Big Bang“) sämtliche militärischen Anlagen auf und unter der Insel sowie alte Munitionsbestände vernichtet werden, um so eine weitere Nutzung „Heligolands“ aus militärischer Sicht unmöglich zu machen. Die Sprengung von ca. 6.700 Tonnen Munition (bis heute die größte nichtnukleare Sprengung der Geschichte) erschütterte die Insel mit ihrem Sockel bis in eine Tiefe von mehreren Kilometern und führte zu einer nachhaltigen Veränderung ihres Aussehens.

Streckenplan_Helgoland_250

Wir hingegen sehen unverändert aus und nutzen den Nachmittag zu einer ausgiebigen Erkundung. Zuerst, um das heutige gute Wetter auszunutzen, zur benachbarten Düne und dann natürlich eine Runde auf der Insel per Laufschuh. So gewinnen wir schon mal einen ersten Eindruck von der Laufstrecke und stellen fest daß das, wenn es am Samstag auch nur ansatzweise so böig ist (Windstärke 6-7), eine ganz ganz harte Angelegenheit werden wird. Am Freitag findet dann ab 15 Uhr die Startnummernausgabe in der Nordseehalle statt, für die Helgolandnovizen gibt es um 16 und 17 Uhr Einweisungen in die Strecke.

Friesen bewohnen die Insel seit dem 7. Jahrhundert. Nach wechselnden Herrschaften wurde Helgoland 1807 britisch. Der Poet Hoffmann von Fallersleben dichtete während eines Ferienaufenthalts auf Helgoland am 26. August 1841 das „Lied der Deutschen“ auf die von Joseph Haydn 1797 komponierte Hymne für den römisch-deutschen Kaiser („Gott erhalte Franz, den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz“). In der Helgoländer Urschrift gab es sogar eine Variante zur dritten Strophe: Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!, zurückgehend auf ein überliefertes fröhliches Besäufnis. Aber heute wird nur noch die dritte Strophe gesungen, die ersten beiden sind der politischen Korrektheit und teilweise bewußten Fehlinterpretationen zum Opfer gefallen.

 

Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt,
wenn es stets zu Schutz und Trotze
brüderlich zusammenhält.
Von der Maas bis an die Memel,
von der Etsch bis an den Belt,
|: Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt! :|

Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang
sollen in der Welt behalten
ihren alten schönen Klang,
uns zu edler Tat begeistern
unser ganzes Leben lang. -
|: Deutsche Frauen, deutsche Treue,
deutscher Wein und deutscher Sang! :|

Insbesondere der Text der ersten Strophe hat nicht ansatzweise etwas mit braunem Gedankengut zu tun, auch wenn das von diesen ewig Gestrigen gerne anders dargestellt  wird. Wie stand es denn um Deutschland anno 1841? Anders als heute, mancher weiß  das nicht, gab es kein einheitliches deutsches Staatsgebilde. Viele, die sich deutsch fühlten, lebten mit anderer Staatsbürgerschaft in fremden Nationalstaaten und sehnten sich nach einem einheitlichen deutschen Staat. Und der sollte eben alle Deutschen zusammenführen, wo auch immer sie in großer Zahl lebten: An den Flüssen Maas (Holland), Memel (Ostpreußen, heute Litauen), Etsch (Südtirol) oder am Belt (Wasserstraßen zwischen den dänischen Inseln). Und: Deutschland sollte nicht über allen anderen Staaten stehen, sondern es war ihm schlicht und ergreifend das liebste Land der Welt. Wenn die Deutschen zusammenhalten.

Im Vertrag von 1890 tauschte Großbritannien die Insel Helgoland gegen die Kolonialrechte von Sansibar (Ostafrika) aus – die gehörten dem Deutsche Reich - und ab da war der rote Felsen germanisch. Nach der kompletten Zerstörung erfolgte ab 1952 tatsächlich ein Wiederaufbau, auch wenn die Insel ihr Gesicht entscheidend verändert hatte. Davon profitieren die heutigen knapp 1.300 Einwohner und eben wir Touris.

Samstag – Lauftag. Um 9 Uhr wird der Minimarathon gestartet. Auf einem Teil unseres Marathonkurses findet über 5,8 km ein eigener Wettbewerb statt. Elke ist dabei und so haben wir beide alle heute angebotenen Läufe belegt. Ich knipse noch ihren Start und bin eine Viertelstunde später selber dran. Das Ziel wird erst nach 5:30 Std. geschlossen, da sollte jeder durchkommen können.

Der veranstaltende rührige Inselclub VfL Fosite (friesische Gottheit) Helgoland hat sich in der Läuferszene einen Namen gemacht, inzwischen hat diese Veranstaltung Kultstatus entwickelt. Mit wie viel Liebe schon die Vorbereitung erfolgte, zeigt bereits die reichhaltige Startertüte, die jede(r) erhält (Inhalt s.u.). Inselbürgermeister Frank Botter beschreibt den organisatorischen Aufwand wie folgt: „Einen Marathon auf Helgoland zu organisieren ist so schwierig wie einen 100-Meter-Lauf auf einem Bierdeckel.“

Dieser Lauf lässt keinen Flecken der Insel mit ihren natürlichen Reizen, am Klippenrand und der „Langen Anna“ vorbei sowie dem ununterbrochenen Blick auf die Nordsee, aus. Der höchste Schwierigkeitsgrad ist der Anstieg vom Unter- zum Oberland auf 200 Meter Länge mit einer bis zu 40-prozentigen Steigung; dieser Versorgungsweg ist ebenfalls viermal zu bewältigen. 160 Helfer aus allen Organisationen der Insel kümmern sich um uns rund 400 Aktive.

Los geht’s, zunächst in Richtung Schwimmbad, am Nordosthafen. Dies ist der einzige Streckenabschnitt, der nur zum Marathon geöffnet wird. Durch den Nordosthafen führt der Weg weiter auf die Mole der Nordreede. Schon ist der schön breite Weg Geschichte und er verengt sich, auf dem Deich verlaufend, in Richtung Jugendherberge beträchtlich. Der Lauf auf blanken Bohlen über dem Sand hat etwas, ein Überholen ist unmöglich.

Beim ersten kleinen Anstieg nahe des Sportplatzes hat man die Klippen wunderschön im Auge. Für diejenigen, die es bisher nicht glauben wollten, wird es nun Realität: Das Oberland will erklommen werden und der steil bergan führende Weg, offiziell seit 1974 nach der Partnergemeinde „Millstätter Weg“ genannt, heißt im Volksmund „Düsenjäger“. Wohl dem, der hier düsen kann, viele schreiten in Anbetracht des noch zurückzulegenden Weges ehrfürchtig. Optisch aus der Ferne für viele zunächst geradezu furchterregend steil, ist er dann aus der Nähe betrachtet doch nicht ganz so bedrohlich, weil nicht lang. Steil bleibt er trotzdem, insbesondere im letzten Abschnitt. Und deshalb marschiere ich diesen auch entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, der Tag ist noch lang. Oben belohnen uns die Zuschauer mit Beifall.

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Über eine 180°-Kehre ist unser nächstes Zwischenziel die „Lange Anna“. Dies ist eine der geologisch-naturkundlichen Sehenswürdigkeiten, ein 47 m hoher, frei stehender, von tausenden Seevögeln bevölkerter Lummenfelsen (Lummen sind nur eine Art der hier brütenden Piepmätze). Das Geschrei der Vögel ist fast ohrenbetäubend, Alfred Hitchcock läßt grüßen. An der Schule vorbei, immer auf den roten Pflastersteinen, wo sich alle 250 m eine Markierung befindet, kommen wir auf dem Klippenrandweg der Steilküste immer näher. Ein phantastischer Ausblick bietet sich uns hier: Meer, wohin das Auge reicht.

Ich versuche, mich mit dem Tempo etwas zurückzuhalten. Die Strecke ist sehr windanfällig und gestern wie vorgestern hat es hier unwahrscheinlich gestürmt (es bläst streckenweise immer noch kräftig), ich will mit meinen Kräften haushalten und nicht schon am Anfang überziehen. Die Folgen wären, gerade hier, fatal. Mir gefällt das Laufen auf Helgoland sehr. Keine langen Geraden (mal abgesehen von der später noch zu belaufenden Mole), schmale, gewundene Wege geben einem das Gefühl, schneller als tatsächlich unterwegs zu sein. Aber deswegen und durch das ständige Auf und Ab ist es auch sehr anstrengend. Rechts hat man die Vogelfelsen und den schönsten Blick auf die Lange Anna, wenn man sich umblickt. Ich tue das und knipse das was-weiß-ich-wievielte Foto von ihr.

Linkerhand erblicken wir das Gipfelkreuz. Jawohl, das Gipfelkreuz. Furchterregend hoch türmt sich die 61,3 m hohe Steilwand des Pinnebergs auf. Also, das ist so ähnlich wie der Monte Troodelhöh als höchste Erhebung Kölns: Eigentlich kaum wahrzunehmen, aber absolut erwähnenswert! Helgoland gehört übrigens auch zum Kreis Pinneberg, wobei die Insulaner das Kfz-Kennzeichen „PI“ stolz und selbstbewußt als Abkürzung für „Prima Insel“ interpretieren.

Kurven- und abwechslungsreich geht es leicht auf und ab, eine Treppe ist bergab zu nehmen. Vor dem Leuchtturm, im zweiten Weltkrieg als Flakturm konzipiert und als einziges Bauwerk unzerstört geblieben (er enthält das lichtstärkste deutsche Feuer, das 42 Seemeilen weit reicht), sind diese wieder bergauf zu nehmen. Also, so ganz flach ist die Angelegenheit heute wirklich nicht, pro Runde kommen doch rund 75 Höhenmeter zusammen, die weniger harmlos sind, als es sich anhört.

Oben angekommen öffnet sich einem die nächste traumhafte Perspektive über das Mittelland und den Südhafen, in dem wir am Donnerstag angekommen sind. Wieder geht es einige Stufen hinab und – schwupp – wird es dunkel. Ein ganz besonderes Gefühl ist das Durcheilen des Tunnels am Funkturm, der uns immer weiter hinunter zum Unterland bringt. Es geht so steil abwärts, daß ich aufpassen muß, mich nicht zu überschlagen. Also Tempo herausnehmen und abbremsen. Oberschenkel und Knie jaulen. Ein sehr schöner bunter Anblick sind, wieder unten angekommen, die sog. Hummerbuden. Diese bunt bemalten, hölzernen Häuschen am Hafen sind ehemalige Wohn- und Werkstätten der Fischer in der ersten Phase des Wiederaufbaus. Die heutigen Nutzungsarten stehen meist im Zusammenhang mit dem Tourismus.

In der jetzt kommenden Phase mußte ich meiner Frau versprechen besonders aufzupassen. Die Mole, weit hinaus aufs Meer führend und als Wendestrecke zu laufen, ist zwar breit, aber ein Fehltritt hat selbst im unspektakulärsten Fall mindestens ein unfreiwilliges Vollbad zur Folge. Aber im Wasser dümpeln die Lebensretter, jederzeit bereit, Lebensmüde wieder aus dem Wasser zu zerren. Am Wendepunkt erwartet uns wieder eine Verpflegungsstelle, schon von weitem am Hardrock wahrzunehmen. Viel zu schnell muß ich wieder weiter. Es folgt nach dem Verlassen der Mole der optisch unspektakulärste Teil über Industriegebiet (irgendwie müssen sie ja die 10,5 km zusammenbringen). Zurück am Südhafen geht es nochmals entlang der Hummerbuden. Die erste Runde ist in 57:30 min. geschafft!

Der Streckensprecher schickt mich auf die zweite. Der heißt übrigens letztmals Siegfried Konjack („Konni“) und wird ab dem kommenden Jahr von Volker Krajenski - mehrmaliger deutscher Meister im Ultralanglauf und Marathonläufer mit starken 2:18 Stunden – abgelöst. Und der ist beileibe kein Unbekannter hier, ganz im Gegenteil: Er hat die Insel bei mehrfachen Marathonläufen, an denen auch seine Frau Andrea erfolgreich teilnahm, lieb gewonnen. Beide starten heute beim Minimarathon, Volker wird dabei Zweiter werden. Prominente Personen wie die „Ultralanglauflegende“ Birgit Lennartz, Comedystar Wiegald Boning und ZDF-Sportreporter Norbert König konnten in den vergangenen Jahren unvergeßliche Lauf-Erlebnisse auf der Nordseeinsel sammeln.

Der seit einigen Jahren auf der Insel wirkende Tourismusdirektor Klaus Furtmeier (zweifacher Marathonfinisher mit einer persönlichen Bestzeit von 4:33 Stunden) hat demnach auch gehörigen Respekt vor seinem heutigen ersten Insellauf, den er in diesem Jahr ohne Zeitvorgabe angehen möchte. Mit gewisser Genugtuung verfolgt der Rathausangestellte Oke Zastrow - Cheforganisator dieser Veranstaltung - dieses Vorhaben, denn er finishte bereits fünfmal auf dem „Roten Felsen“ und hat insgesamt 20 Marathons mit einer Bestleistung von 3:07 Stunden erfolgreich bestanden. Ein netter Bursche, den man direkt ins Herz schließt.

Auf der zweiten Runde beginnt sich das Feld endgültig zu verteilen. Ich freue mich, einige neue Bekannte unterwegs zu treffen: Uwe, der mit seinem Vater (Fan) ebenfalls in unserem Hotel übernachtet, ist ein Gute-Laune-Paket, sein Strahlen ersetzt die fehlende Sonne vollständig. Mit 3:31 Std. legt der 31jährige eine saubere Leistung (Bestzeit in seinem vierten Helgoland-Marathon) ab. Heinz, den seine Petra als Fan begleitet, ist nicht ganz so schnell unterwegs, freut sich aber im Ziel über die Unterbietung seiner Vorjahreszeit um vier Minuten. Er finisht ebenfalls zum vierten Mal auf der Insel. Rudi aus Offenbach/Hundshagen läuft seinen 188. Marathon, ist regelmäßiger Besucher bei marathon4you.de und kennt den Herrn Bernath. Der freut sich darüber. Andere, z.B. Heinz Geilenkirchen aus Köln, haben jede der bisherigen 13 Auflagen mitgemacht.

Halbzeit ist bei 1:55 Std, da bin ich alles andere als unzufrieden. Die vier Verpflegungsstationen sind reichlich dimensioniert, man kann gar nicht alle anlaufen. Fast tun einem die motivierten Helfer von Klein bis Groß deshalb leid. Auf der dritten Runde bekommen wir einige wenige Tropfen von oben ab, völlig undramatisch. Absolut dramatisch für Veranstalter und Läufer wäre es hingegen geworden, wenn gestern Lauftag gewesen wäre. Saukälte, gepaart mit Regen quer bei Windstärken 7 – 8 bleiben uns heute Gott sein Dank erspart. Wärmer ist es allerdings nicht geworden.

Am Ende der dritten Runde, ca. bei km 31, überrundet mich der Sieger, der sich über meinen Beifall für seine Leistung freut. Die Kamera hatte ich meinem Lieschen schon bei Halbzeit gegeben und nehme, die 3:50 Std. sind noch in Reichweite, die Beine, so gut es geht, in die Hand. Ich kann tatsächlich teilweise noch einen 5er Schnitt laufen, das gibt Hoffnung. An der letzten Verpflegungsstelle will ich nichts mehr haben. „Dann nimm doch wenigstens das Bier, das verleiht Flügel!“ Dem kann und darf ich natürlich nicht widerstehen und mache mir und ihm die Freude. Ein letztes Mal komme ich aus dem (Arbeits-)Hafengebiet und sehe zum letzten Mal die Hummerbuden vor mir. Unter dem Beifall der unermüdlichen Zuschauer begrüßt mich „Konni“, der Moderator, nett im Ziel und weist dankenswerterweise mehrfach auf meinen zu erstellenden Bericht bei marathon4you.de hin.

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3:48:15 Std. sind’s am Ende, die mich sehr zufrieden machen. Von zwei in Tracht gekleideten Mädchen gibt es eine schöne Medaille mit dem Motiv der Langen Anna und ein ebenso schönes bleifreies Weizen. Auch verteilen die Sanis Wolldecken zum Warmhalten, ein feiner Zug, der auch echt angebracht ist. Nach dem drastischen Teilnehmereinbruch aus dem vergangenen Jahr um gut ein Viertel auf 164 Finisher schaffen es heute wieder 173 ins Ziel. Das sind wenigstens ein paar mehr, auch wenn sich 200 angemeldet hatten. Offensichtlich haben doch einige wegen des Wetters gekniffen. Hoffentlich geht es im nächsten Jahr weiter aufwärts.

Die Siegerehrung ist für 20 Uhr angesetzt, danach gibt es die angekündigte Fete mit Live-Mucke. Und weil alle gesehen haben, daß es jede Menge Pokale und Präsente geben wird (Wohl dem, der potente Sponsoren hat), dürften auch die meisten noch eine Nacht drangehängt haben. Sicher seitens der Veranstalter zeitlich nicht ganz unabsichtlich so arrangiert, aber das ist völlig legitim, wie ich meine. Und falls es jemand immer noch nicht bemerkt haben sollte: Helgoland ist jederzeit eine Reise wert, insbesondere, aber nicht nur, zum Marathon. Es ist natürlich mit einem gewissen finanziellen Einsatz verbunden, aber Ihr tut der Insel, die uns Touristen zum Überleben braucht, dem VfL Fosite Helgoland, vor allem aber Euch selbst etwas Gutes. Das Bundesgesundheitsministerium warnt: Vorsicht, dieser Marathon kann süchtig machen!

Diesen Bericht gibt es auch mit vielen Bildern auf marathon4you.de!

 

Streckenbeschreibung:
Sehr abwechslungsreicher, stark windanfälliger, zu 100% schattenloser und optisch über weite Strecken schöner, aber auch fordernder 10,5 km-Rundkurs über die Insel (inkl. 2 x 2 km Begegnungsgefecht auf der Mole). Ab 2011 ist beabsichtigt, die Strecke zu verändern: Die Mole soll ausgelassen werden.

Rahmenprogramm:
In der Nordseehalle erfolgt am Freitag ab 15 Uhr die Ausgabe der Startunterlagen, ab 18 Uhr die Pressekonferenz. Dort werden auch Einführungen in die Laufstrecke angeboten. Freitagsabends Nudelparty in der Jugendherberge, samstags um 20 Uhr Siegerehrung und danach Party mit Live-Musik (für lau!).

Weitere Veranstaltung:
Minimarathon (5,8 km) auf der gleichen Runde vom Unter- ins Oberland (ohne Mole)

Auszeichnung:
Medaille, Urkunde, Ergebnisliste, Abschlussparty, reichhaltige Startertüte (T-Shirt, Marathontasse, Apfelsaft, Rolo, Schlüsselband, etc.), Tasse und Schlüsselband (Idee und Ausführung stammen vom Geschäftsführer des Souvenirladens an der Treppe neben dem Fahrstuhl ins Oberland).

Logistik:
Darüber braucht man sich auf diesem Eiland wirklich keine Gedanken zu machen...

Verpflegung:
4 Verpflegungsstellen pro Runde (10,5 km), also mehr als ausreichend. Es gibt Kekse, Bananen, Wasser, Tee, Iso, Cola und am Ende auch Bier (bleihaltig!)

Zuschauer:
Gute Stimmung durch Einheimische, Touris und mitgereiste Fans.