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24. Maare-Mosel-Lauf am 27.08.2022
Lauf- und Naturgenuß am Auge der Eifel
Mehr als zehntausend Jahre sind seit dem Big Bang vergangen, die vollkommene Zerstörung der Landschaft durch spektakuläre Vulkanausbrüche ist längst vergessen. Wären da nicht die teils meterhoch verbliebene Bimsschicht aus Vulkanasche und die zahlreichen Krater, die es noch heute zu bewundern gilt. „Augen der Eifel“, so werden die Maare genannt, die eben keine Seen sind, sondern mit Regenwasser gefüllte Vulkankegel. Mehr als wenige liegen in der Gegend, in die Elke und ich uns am frühen Nachmittag aufmachen, kaum hundert km von Zuhause entfernt.
Vorbereitung ist keine erforderlich, denn die Voranmelder haben ihre Startnummern bereits per Post erhalten. Ein Parkplatz nahe der Gillenfelder Schule ist schnell gefunden. Die Frage ist nur: Mit Jacke gehen oder ohne? Die gestrigen bis zu 35 Grad haben sich nämlich auf deren 16 radikal abgekühlt. Gut, die Jacke könnte man im ausgegebenen Kleiderbeutel am Start abgeben, von dem er zum Ziel gebracht wird. In Gillenfeld befindet sich nämlich nur das Ziel, denn wir haben heute keine Rund-, sondern Punkt-zu-Punkt-Kurse zu bewältigen. Nahe der Feuerwehr fahren die Busse ab, wir müssen und trennen. Elke fährt zu ihrem Zehner nach Schalkenmehren, mein Weg führt nach Daun. Die Jacken haben wir ganz mutig im Auto gelassen.
In Daun angekommen, begrüßt mich der nette ehemalige Bahnhof, der u.a. einen Jugendtreff beherbergt sowie einen zur Gastwirtschaft umgebauten, bunten Eisenbahnwaggon.
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Wie auch auf dem Maifeld zwischen Koblenz und Mayen hat man die Bahntrasse demontiert und in einen Radweg verwandelt. Auf ihm werden wir uns etliche km bewegen. Im lockeren Austausch mit dem netten Mit-M60er Michael Zender, einem Lehrer für klassische Gitarre, vergeht die Wartezeit wie im Flug, schon ist es kurz nach 17 Uhr und Zeit zum Warmlaufen. Nichts Übertriebenes, mehr fürs Gewissen. Unspektakulär sowie ohne jede Vorankündigung wird plötzlich heruntergezählt und ab geht die Post auf den Spuren der ehemaligen Eisenbahn.
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Die ersten paar hundert Meter sind so gar nicht nach meinem Geschmack, denn die (nur) 147 Teilnehmer (2019 vor Corona waren noch 232 gewesen) verstopfen die schmale Strecke, ich kann nur mitschwimmen. Obwohl das eigentlich Quatsch ist, denn erstens bin ich eh lahm unterwegs und zweitens ist die Ente wie immer hinten fett. Nur, wie fett? In Palma war es im März auf flacher Asphaltstrecke am Ende eine 1:51 gewesen, die ich heute in Anbetracht einiger erwarteten Höhenmeter ganz bestimmt nicht werde erreichen können. Aber die 1 sollte schon vorne stehen, das bedingte, um sicher zu sein, eine km-Pace von durchgehend fünfeinhalb Minuten. Für den letzten Zehner im Juni hatte ich 49 min gebraucht, ich werde mich also ranhalten müssen.
Doch die Ausrede, nicht schneller laufen zu können, taugt schon nach wenigen hundert Metern nicht mehr, die ersten Lücken im Feld tun sich auf. Schnell ist mit dem 1907/1908 erbauten 103 m langen und 28 m hohen Viadukt Daun der erste optische Höhepunkt erreicht. Zwei km sind absolviert, das Zeiteisen zeigt wenig mehr als elf Minuten. Weiter auf dem beiderseits waldgesäumten Radweg erscheint schon bald danach Glanzlicht Nr. 2: Der 560 m lange, sehr gut beleuchtete Eisenbahntunnel „Großes Schlitzohr“, der sich noch Restwärme der vergangenen Tage bewahrt hat, denn draußen ist es merklich kühler. Großes Schlitzohr? Hier stand der Name der dort beheimateten Fledermauspopulation Pate, keine Verbrecher. Kaum haben wir den Tunnel hinter uns gelassen, erwartet uns an km 3,5 der erste VP mit Wasser, bekanntermaßen völlig ausreichend. Einziges Manko: Plastikbecher, keine aus Papier, daher entfällt das Prinzip Schnabeltasse.
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Wir wechseln vom Rad- auf einen Wirtschaftsweg, noch ist der asphaltiert. Eine erste Steigung führt uns in den Wald, der Boden ist ordentlich zu belaufen, aber natürlich nicht so flott wie der bisherige griffige Untergrund. Auf der Höhe angekommen beweist ein auf dem Weg abgestelltes (?) Flugzeug die Nähe zum Flugplatz Senfeld. Der Rundumblick zeigt eine Steppenlandschaft, kein Wunder nach wochenlanger Trockenheit. Auf dem im wahrsten Sinne des Wortes Höhepunkt des Laufs steht auf 585 m Höhe ein großes Holzkreuz. Es erinnert mit seiner Inschrift "Maarkreuz seist du genannt, uns zum Heil und diesem Land. Notjahr 1932" an schwere Gewitter und dadurch entstandene Schäden sowie Ernteausfälle. Viele Familien mußten große Not leiden. Es sollte als ein Schutzkreuz für die Zukunft fungieren. Hoffentlich verletzt es nicht die Gefühle religiös anders orientierter, die deutsche Gesellschaft bereichernder Bevölkerungsgruppen.
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Rechterhand, die Wenigsten werden es bemerkt haben, blitzt kurz das Gemündener Maar auf. Wunderbar ist der erste, traumhafte Blick auf das kurz darauf folgende Schalkenmehrener Maar, das wir auf den folgenden km grundsätzlich nicht mehr aus den Augen verlieren werden. In sehr langgezogenen Serpentinen arbeiten wir uns über den zweiten VP am Sportplatz nach 8,5 km auf dem oberen, mittleren und unteren Maarweg rund 160 m talwärts. Wir passieren dabei ein schönes Sonnenblumenfeld und einen als Sitzbank aufgestellten, ewig langen halbierten Baumstamm. Zehn km sind nach knapp 55 min absolviert, folglich sieht es hinsichtlich meiner Ambition gut aus. Im Ortskern angekommen gibt es nicht nur tolle Sägeskulpturen zu bewundern, sondern auch das eine oder andere sehr nett hergerichtete und dekorierte Wohnhaus. Am Ortsausgang sehe ich in der Ferne eine Straßenüberquerung, weiß aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß ich da gleich hoch muß.
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Vorher gibt’s jedoch am ehem. Schalkenmehrener Bahnhof nach 13 km zum dritten mal etwas zu trinken. Wieder auf dem Radweg kann ich jetzt von der eben genannten Überführung auf die hinter mir Liegenden schauen, erfreulicherweise sind das noch einige. Aber nicht so weit weg, daß ich mich beruhigt zurücklehnen könnte, das Tempo muß ich (für meine Verhältnisse) hoch halten. Zwar laufe ich nicht auf der allerletzten Rille, aber sehr viel schneller ginge definitiv nicht, da muß ich ehrlich sein. Auch darf und will ich nichts riskieren, denn an den beiden kommenden Wochenenden stehen wieder ordentliche Herausforderungen an. Wieder bin ich erst auf, dann unter einer Unterführung, immer noch sind einige Höhenmeter zu bewältigen. Unter der B 471 hindurch liegt eine lange Gerade vor mir. Nett sind die stehengelassenen Verkehrssicherungen über die ehemalige Bahnstrecke sowie etliche Prellböcke anzuschauen. Am Bahnhof Udler, kaum mehr als zwei km sind's noch bis ins Ziel, bekommen wir zum letzten mal Flüssiges.
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Die Bebauung beginnt wieder, lautes Blechgetrommel zeugt vom nahenden Ende. Doch ist schon jetzt erkennbar, daß ich, obwohl konsequent Kampflinie gelaufen, mehr als 21,1 km unterwegs sein werde. Genauso ist es auch, denn als ich nach der letzten Anfeuerung durch die Gattin durch Zieltor sprinte (jawoll!), zeigt das Eisen gute 300 m mehr an, aber trotz der Zusatzmeter eine 1:57:13, was total einen km-Schnitt von 5:29 min ergibt. Punktlandung! Alles andere wäre unrealistisch gewesen. Damit liege ich noch unter dem Median von 2019 (1:58:21), der diesmal auf 2:01:33 steigt. Platz 61 von 147 insgesamt, alles bestens. Die warme Dusche verändert mich olfaktorisch auf das Vorteilhafteste, bevor Elke und ich uns zur Laufnachbereitung in den örtlichen Irish Pub begeben. Beide Entscheidungen, sowohl die hier anzutreten, als auch die bzgl. der Kulinarik hätten nicht besser sein können.
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Streckenbeschreibung: Interessante, abwechslungs- und aussichtsreiche Runde inkl. 245 Höhenmeter.
Startgebühr: 18 bis 25 €, je nach Anmeldezeitpunkt.
Weitere Veranstaltungen: 10 und 5 km-Läufe, Nordic Walking, Kinder- und Schülerläufe.
Streckenversorgung: Wasser
Auszeichnung: Urkunde
Leistungen/Logistik: Alles Erforderliche und mehr an der Gillenfelder Schule.
Zuschauer: Außer im Zielbereich sehr überschaubar.
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