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25. Silvesterlauf Euskirchen am 31.12.2012
 

Aller guten Runden sind drei

Das Angebot an Silvesterläufen in akzeptabler Fahrentfernung ist so fett nicht. Da mir die Startzeit von 16.50 Uhr in Trier, wo ich unbedingt noch laufen muß, in Anbetracht der Silvesterfete zu spät ist, muß ich mein Prinzip, grundsätzlich keinen Lauf zweimal zu machen, durchbrechen. Wobei das in Bezug auf den heutigen Lauf nicht ganz korrekt ist, denn die Strecke ist seit dem letzten Jahr geändert.

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Bis 2010 war es noch ein Rennen auf der klassischen 10 km-Distanz: Einen km Anlauf, gefolgt von drei Runden um die Steinbachtalsperre. Die Schwierigkeit war stets gewesen, die Läufer rechtzeitig hinter die Startlinie zu bekommen und so gab es immer einige, die sich quasi von „unterwegs“ in den Lauf einreihten und so für manche Unregelmäßigkeit sorgten. Dies hat man seit letztem Jahr dahingehend geändert, als daß der Anlauf ersatzlos wegfällt. Damit bekommt man zwar eine krumme Distanz, aber wen juckt das wirklich?

Elke ist leider krank und da ich niemandem ihren bereits bezahlten Startplatz schmackhaft machen kann, reise ich alleine über rund 60 km an. Parkraum ist mehr als ausreichend unmittelbar am Geschehen vorhanden, auch der Weg zur Startnummernausgabe im Waldschwimmbad ist kurz. Gegen Vorlage der Startnummer gibt es aus Anlaß des Silberjubiläums ein Kölschglas (werbefrei).

Die Entfernung von Zuhause hat leider zur Konsequenz, daß ich nicht einen einzigen Bekannten treffe, das mindert meine gute Laune aber nicht. Mein Vorhaben, zum Warmlaufen eine Runde um die Talsperre zurückzulegen, wird durch die Vorwettkämpfe (denen ich nicht in die Quere kommen möchte) vereitelt, so verlege ich dieses auf den früheren Anfangskilometer, die Talsperrenstraße, und lege dadurch auch ein paar Höhenmeter zurück. Die günstige Witterung – trockene 9° - verleiten mich, T-Shirt unterstützt in „Kurz“ zu laufen, mißtrauisch beäugt durch viele dickbewandete reine Volksläufer.

Zehn Minuten vor dem Start stehe ich am Zielbogen und suche den wenig entfernten Startplatz, schließe mich dann dem Zug der Lemminge an. Der bleibt irgendwann stehen, ein Startbanner fehlt völlig, ebenso eine Startlinie. Interessanterweise hat sich das Volk in beide Richtungen fröhlich durcheinander aufgestellt, weil kein Hinweis zu entdecken ist, wie herum gestartet wird. Irgendwann entscheidet sich die Masse dann für den Kurs rechtsherum, und ich versuche, nach vorne zu kommen, um nicht so viele 50 – 60-Minuten-Läufer umkurven zu müssen. Ich bilde mir ein, dort zu stehen, wo ich hingehöre, schon fällt für mich völlig überraschend der Startschuß.

Natürlich komme ich nicht so weg, wie ich es gerne gehabt hätte. Natürlich sind wieder viele (noch) langsame(re) Läufer vor mir. Natürlich ist der Weg zu schmal zum Überholen und so werden mir leider im Getümmel zwei meiner m4y-Fixpoints (Magnete zum Befestigen der Startnummer) abgerissen. Das Ding hängt halb herunter und ich kann es nur notdürftig mit den Restteilen befestigen, bevor es sich komplett verabschiedet. Schnell laufen, Umkurven und Herumfummeln passen wunderbar zusammen und so verliere ich ordentlich Zeit. Zeit. Unter 42 min soll es werden, gerne unter 41. Wenn ich ganz ehrlich mir gegenüber bin, sollte eigentlich eine „3“ vorne stehen, aber das wird sehr eng werden.

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Beim Durchqueren des Zielbogens piept es. Heißt das jetzt Netto-Zeitnahme ab dort? Nein, wie sich am Ende herausstellen wird, die von mir gestopte Zeit wird exakt dem offiziellen Ergebnis entsprechen. Nach etwa vierhundert Metern habe ich mich berappelt und zu Beginn des zweiten km kann ich nach vielen Überholvorgängen (wo haben die Leute beim Start nur alle gestanden?) frei laufen. Der angekündigte Wind hält sich vorerst durchaus in Grenzen. Nach 1,5 km haben wir die Staumauer und damit den Norden der Talsperre erreicht, an deren Ende Thorsten Holler von eventfotografie24.de steht, der auch bei unseren Läufen (Malberglauf, StaffelMarathon) aktiv ist. Schon geht es auf den Rückweg, auf dem zwei durchaus spürbare Anstiege zu bewältigen sind. 21 Höhenmeter messe ich pro Runde, also 63 insgesamt, Andreas Butz von laufcampus.com spricht von deren 54 pro Runde. Nun ja, wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Bergauf geht natürlich einige Zeit flöten, dadurch wird bergab auf den letzten gut zweihundert Metern gebrettert, was die Beine hergeben. Dreizehneinhalb Minuten, das paßt sogar ganz gut, trotz der Widrigkeiten am Start. Streckenverpflegung gibt es keine, aber das ist bei 9 km ja auch nicht wirklich nötig und wäre unter der Rubrik „Placebo“ abzuhaken. Um mich herum läuft alles in etwa gleicher Zeit und Rhythmus, sodaß ich meinen Stiefel gut herunterlaufen kann. Auch das Tempo bleibt gleich (hoch?). Am Ende der Brücke über die Staumauer steht nochmals Thorsten und stöhnt verzweifelt, als sich der Schwermetaller in mir fotogen präsentiert und der arme Kerl das auch noch ablichten muß. Auf dem zweiten Rückweg stehen erfreulicherweise wieder einige Zuschauer und geizen nicht mit Beifall.

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Die zweite Runde geht noch etwas flotter vonstatten als die erste und schon bin ich auf Runde drei. Wird es mir gelingen, das Tempo beizubehalten und damit in die Nähe der 40 min. zu kommen? Letztmals „genieße“ ich den strammen Seitenwind auf der Staumauer, Thorsten ist sicherheitshalber geflüchtet, und ich hechele zum letzten Mal die Steigungen hinauf. Und mache ganz lange Schritte bergab ins Ziel, wäre ja zu blöd, wenn es an ganz wenigen Sekunden scheiterte. Entspannt geht es zum dritten Mal um die letzte Kurve, links ist der Zieleinlauf und: Beide Daumen hoch, denn mit 39:41 min habe ich das für mich vermutlich optimale Ergebnis erzielen können. Platz 4 von 59 (!) meiner AK M50, und 67. von 535 insgesamt - ein echter Volkslauf. Zufriedenheit macht sich trotzdem breit, nur muß ich leider die Startnummer, die ich gerne archiviert hätte, wieder abgeben.

Ich suche mir einen Wolf nach Zielverpflegung, aber eine solche ist nicht auszumachen, nur ein kleines Zelt mit Glühwein & Co. gegen Bares, das ich natürlich nicht dabeihabe. Tatsächlich, nicht einmal einen warmen Tee gibt es, den ich gerne genommen hätte. Das ist bei durchaus strammen 9 € Startgebühr schon armselig. Also, am Nicht-leisten-können kann’s nicht liegen, denn der organisatorische Aufwand ist insgesamt sehr gering, ich weiß, wovon ich spreche. Dann nichts wie heim, glücklicherweise habe ich so etwas kommen sehen und sicherheitshalber eine Flasche Wasser eingepackt. Auf der Rückfahrt habe ich dann Zeit, auch die restlichen Weihnachts-CDs – nein, nicht das, was Ihr jetzt denkt, sondern die Klassiker von Accept – teilweise in Konzertlautstärke - zu genießen. Das nächste Laufjahr kann kommen.

Übrigens: An der Steinbachtalsperre vorbei führt auch die Strecke des Decke Tönnes Marathons (km 32), den Andreas Butz als “Quasselultramarathon” mehrfach im Jahr anbietet.
 

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