Mit zunehmender Laufdauer wird es später Nachmittag und die Szenerie belebt sich: Zwei Fußballmannschaften, ein Lauftreff, etliche Einzel- und Paarläufer kommen dazu. Gut ist, daß praktisch alle anderen die Runde anders herum laufen, so gibt es immer wieder Abwechslung. Einige wollen nicht gesehen werden und senken den Blick zu Boden, sobald ich näherkomme, andere grinsen spätestens bei der der dritten Begegnung und melden sich sogar freundlich ab, wenn sie ihr Pensum erledigt haben. Je später es wird, umso mehr Niederwild, v.a. in Form von Schnecken, liegt plattgetreten auf dem gut zwei Meter breiten Weg.
Mein Flüssigkeitsbedarf hält sich heute in Grenzen, denn erfreulicherweise schützt uns eine dicke, dunkle Wolkenschicht vor den schädlichen Auswirkungen der Sonne und von steifen Brisen unterstützte 13° sind doch ein perfekter Sommertag. Von wegen! Arschkalt ist es, verdammte Axt! Nicht immer fühle ich mich (nur) im Shirt richtig aufgehoben, aber eine Jacke im Sommer anziehen? Das geht gar nicht!
Bei jedem Überholen werden mit Christian & Co. ein paar Worte gewechselt, einige Fotos gemacht, aber die Zahl der Motive hält sich in Grenzen. So verstaue ich den Fotoapparat im Gebüsch unter dem Verpflegungstisch, um mir die ganze nächste Runde Sorgen zu machen, daß sie geklaut werden könnte. Folglich schnappe ich sie mir beim nächsten Boxenstop und bringe sie zum nahe geparkten Auto. Auf der drittletzten Runde liefere ich mir (ernsthaft jetzt) ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem Eichhörnchen, das ich am Ende klar für mich entscheide. Das macht Hoffnung. Beeindruckt bin ich von Siegfried, der für den Berliner 24-Stunden-Lauf trainiert, und mir von seinen langen, langen Läufen – abwechselnd laufen und gehen, das muß man üben – erzählt.
Auf dem vorletzten km verabschiede ich mich von Christian, der zu diesem Zeitpunkt noch fünf Runden zurückzulegen hat, und dann seinen 2.022. Marathon im Sack haben wird. Zur Erinnerung: Vor sechs Wochen fand der 2.000 statt. Ich will zum Ende kommen, aber er hat so viel Spannendes von außergewöhnlichen Marathons in der Hamburger Umgebung zu erzählen, daß ich mich kaum lösen kann. Schade, 500 km Anfahrt sind doch etwas zu heftig für ein häufigeres Hiersein. Nach 4:23 Std. ist mein Arbeitstag beendet. Eine Zeitnahme gibt es natürlich nicht, jeder trägt sein selbstgemessenes Ergebnis in die bereitliegende Liste ein. Christian überträgt die Zeiten später auf race result, über die auch die Anmeldung läuft. Hier gibt’s dann auch eine Urkunde als offizielle Bestätigung.
Eine klasse Gelegenheit war das heute, ganz unkompliziert an einem ganz normalen Mittwochnachmittag auf dieser schönen Strecke noch einen „Nachbrenner“ zu Attendorn zu laufen. Zur Nachahmung empfohlen!
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