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15. Düsseldorfer Südpark-Marathon am 14.11.2020


Mehr als nur ein Trostpflaster 5.0: Flaschensammler im Park

Weiter geht es mit den coronabedingten Einschränkungen: Im November sind sämtliche Wettkämpfe abgesagt, weil behördlicherseits verboten. Verschärfte Auflockerung ist angesagt. Das führt leider auch zur Absage des Karneval-Marathons, der am 11.11. um 11:11 Uhr auf einer 2,6 km-Runde um den Pescher See in Köln gestartet worden wäre. 50 Mann auf einer 2,6 km-Runde, wo soll denn da das Problem liegen? Es ist müßig, darüber zu lamentieren.

Auf der Suche nach einem Ersatz – natürlich bin ich nicht ganz blauäugig und habe die Möglichkeit der Absage einkalkuliert – stoße ich mal wieder auf einen der kleinen von 100 MC-Mitgliedern ausgerichteten Null-Euro-Läufe bei Selbstverpflegung. Zwar hat der 100 MC sämtliche Novembertermine vom Netz genommen, nicht aber – ganz im Gegensatz zum Frühjahr – die Zählbarkeit ausgesetzt. Den Termin hatte ich mir ja notiert, schnell ist der Kontakt zum mir bekannten Veranstalter aufgenommen und schon sind Jürgen und ich angemeldet.

 

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Der Weg an den Rand des Düsseldorfer Südparks ist nach wenig mehr als hundert km schnell zurückgelegt. Am Vereinsheim der TG 1881 soll das Auto geparkt werden, was wir auch brav machen. Die Vorbereitungen sind schnell vollzogen, schon kann es losgehen. Aber wo genau? Kaum haben wir die Suche begonnen, erscheint, wie bestellt, Ralf mit einem weiteren (Mit)Läufer – zwei aus unterschiedlichen Haushalten dürfen ja zusammen laufen – und weist uns ein. Fünf Runden hat er bereits hinter sich. Vom Startplatz aus läuft er die ersten anderthalb km mit und und überläßt uns, da deutlich schneller unterwegs, unserem Schicksal. Kein Thema, wir wissen ja jetzt Bescheid.

Wie wir schnell erkennen, ist an allen neuralgischen Punkten ein lila Pfeil mit Sprühkreide aufgebracht, sodaß man sich, wenn man aufmerksam ist, nicht verlaufen sollte. Schon in der zweiten Runde sollten wir eines Besseren belehrt werden. Worum handelt es sich eigentlich beim Südpark? Mit 70 Hektar Fläche ist er die größte und auch meistbesuchte Parkanlage der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Er entstand zur Bundesgartenschau 1987 durch Erweiterung des vorhandenen Volksgartens um neue auf vormaligem Brachland angelegte Parkanlagen. Mit der Keimzelle, dem Volksgarten, hatte man schon 1893 ein Naherholungsgebiet für die südlichen Stadtteile geschaffen. Schon die Streckenskizze des Laufs war vielversprechend.
 

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Achtmal ist eine große Runde von 5,3 km Länge zu nehmen. Linkerhand entlang der Düssel – klar, Düsseldorf, nicht Rheindorf! - passieren wir eine große Kleingartenkolonie, die wir aber im einzelnen nicht ausmachen können. Wir sehen zunächst große Wiesenflächen, darauf eine erhebliche Zahl Gänse. Leider keine einheimischen, sondern invasive Arten, die sämtliche Wege vollscheißen. Die Plage hat an meinem Arbeitsplatz bereits zu einer „Entnahme“ geführt, weil man dem nicht anders Herr werden konnte. Es handelt sich vornehmlich um Kanadagänse, aber auch einige Nilgänse sind darunter. Sie sind so an uns Menschen gewöhnt, daß sie nicht einen Zentimeter ausweichen, wenn man zwischen ihnen hindurchläuft.

Nach einem km kommen wir an einem Bauernhof mit angeschlossenem Streichelzoo vorbei. Die Familiendichte wird im Laufe des Tages gerade hier besonders zunehmen. Damit läuten wir die Umrundung des größten Gewässers des Südparks ein, nämlich des Deichsees. Kurz bevor sich die Runde vervollständigt, verlassen wir diese durch eine Art Unterführung. Lassen den Deichgraf – ein Restaurant und Eventgelände – hinter uns und passieren wunderbare Parkanlagen, die rechterhand zwischen uns und der südlichen Düssel liegen. Wir erkennen, daß wir in diesem Bereich praktisch parallel unserer Laufstrecke unterwegs sein können und beschließen, diesen auf einer der nächsten Runden zu erkunden. Am AKKI vorbei – Aktion & Kultur mit Kindern e.V. - bestaunen wir gleich darauf ein COVID 19-Testcenter. Wir fühlen uns gesund, daher gleich weiter. Jetzt ist die südliche Düssel schön breit und verläuft links von uns. Rechts liegt eine nette, verklinkerte  Reihenhaussiedlung mit tollem Blick auf den Park. Das Wohnen ist hier ganz bestimmt nicht preiswert.
 

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Auf einem Bohlenweg überqueren wir das Gewässer und setzen unseren Weg fort. Weiter geht’s an einer Bahnlinie, nachdem wir eine kleine Brücke genutzt haben. An einer Stelle der Mauer an der hochgelegenen Bahnlinie ist ein Wolfsrudel auf dem Putz aufgebracht. Dann passiert das Erwartbare und hier vermutlich Unvermeidliche: An einem der zahlreichen Müllbehälter steht eine leere Bierflasche. Jürgen, der ehrenamtlich fürs Neuwieder Tierheim arbeitet, greift diese sofort ab und schleppt sie mit. Man muß dazu wissen, daß das Geld im Tierheim immer knapp ist und Jürgen das Pfandgeld seiner Fundstücke spendet. Hundert Euro kommen so im Jahr leicht zusammen, ein nettes Zubrot zum Kauf von Tierfutter. Wenig später habe ich die erste Dose in der Hand.

Weiter entlang der Bahnlinie kommen wir zum Parkeingang, und zwar demjenigen des (ursprünglichen) Volksparks. Links abgebogen wartet auf uns der letzte km dieser sehr kurzweiligen Runde. Ums Kurhaus herum, am Bootshaus vorbei, werden, den kleineren See zu drei Vierteln umrundend, die letzten Meter genommen. Die bringen uns, an der großen Ballonwiese vorbei, wieder zum Clubhaus der TG 1881. Hier steht unser Auto, aus dessen Kofferraum heraus wir uns bestens verpflegen können. Knappe 35 Minuten, genau wie geplant, haben wir benötigt. Diese 5,3 km-Runde hat eine prima Länge, die ein Mitführen von Getränken überflüssig macht. Schon wird die zweite Runde in Angriff genommen.
 

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Das Wetter ist ein Traum – sonnige 18 Grad zeigt das Thermometer bei der späteren Rückfahrt – und bei intensivem Palaver laufen wir plötzlich einen Hügel hoch, den wir vorhin gar nicht wahrgenommen hatten. Zumindest nicht aus dieser Perspektive. Verlaufen! Himmel, Herrgott! Aber egal, der Weg bergab führt zurück auf den Pfad der Tugend und bringt uns ein paar extra (Höhen)Meter ein. So bekommen wir das „Tor“, ein Kunstwerk, auch mal aus nächster Nähe besichtigt. Auf dieser zweiten Runde entdecken wir vieles, was uns auf der ersten verborgen geblieben ist, vor allem auch manche Flaschen und Dosen. Jeweils beide Hände voll beginnen wir den Beifahrerfußraum zu füllen. Aber es werden mit Arno und Dietmar auch alte “Kriegskameraden” getroffen, sehr schön. Auf der vierten Runde durchlaufen wir parallel zur eigentlichen Strecke den kleinparzellierten Garten und haben längst damit begonnen, das Sammeln zu systematisieren. Man kommt man sich zwar vor wie ein Penner, aber da muß man drüberstehen. Es ist ja für einen guten Zweck.
 

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So vergeht Runde um Runde und so schön, wie es ist, ist es am schönsten, als wir uns auf der letzten befinden. Am allerschönsten ist es jedoch, als wir nach zumindest für mich entspannten 42,2 km am Ende der heutigen selbstgestellten Aufgabe sind. 4:40 Std., alles gut, nichts tut weh. Auch am Tag darauf kaum. Vor der Abfahrt müssen wir noch den Fußraum freiräumen und staunen Bauklötze: 3,29 € Pfandgeld von einem Sammelsurium aus Glas und Blech sind fürs Tierheim zusammengekommen. Da behaupte einer, Marathonlaufen lohne sich nicht.
 

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