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9. Rheinischer Vorgebirgsmarathon am 27.02.2021


Mehr als ein Trostpflaster 9.0: Wenn es den 100 MC nicht gäbe

Man klammert sich ja gern an jeden Strohhalm, sei er auch noch so dünn. Die Gier nach “richtigen” Marathons ist groß und so schiele ich ständig auf die gängigen Laufkalender, nur um immer wieder die Worte “Verschoben” bzw. “Abgesagt” lesen zu müssen. So habe ich Hoffnung in den Lauf von Bertlich, die Straßenläufe, um genau zu sein, gesetzt, aber letztlich vergebens. Ehrlich gesagt wäre das für mich auch nur eine Notlösung gewesen, denndort war ich bereits. Und ohne triftigen Grund starte ich ja bekanntlich nicht zweimal am gleichen Ort. Wobei mit Corona ein sehr triftiger Grund vorläge. Sogar in Marburg wäre ich zum x-ten Male liebend gerne unterwegs gewesen, war das doch mein letzter regulärer Vor-Corona-Marathon gewesen.
 

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So liegt es wieder einmal an Ralf, mich zu “retten”. Der nämlich hatte zum neunten Mal zu seiner Hausrunde eingeladen, die fast genau an seiner Haustür vorbeiführt. Der Rheinische Vorgebirgsmarathon besteht aus fünf 8,6 km-Runden, von denen die letzte leicht verkürzt ist, um auf 42,6 km zu kommen. Dankbar nehme ich wieder mal das Angebot des begeisterten 100 MC-lers zu einem der sog. Null-Euro-Läufe an, diesmal wieder begleitet von Hanne. Leicht finden wir den Startpunkt beim Herrenhaus Buchholz mit reichhaltiger Geschichte: 1858 auf der Höhe des Vorgebirgsrückens errichtet,  wurden dort Backwaren, Kaffee und Kaltgetränke insbesondere an Ausflügler der Umgebung verkauft.  Es erlebte in den 1930er Jahren seine Blütezeit als Ausflugsziel für den Kölner und Bonner Raum. In den 1970er Jahren wurde das Herrenhaus Buchholz oftmals als Rückzugsort von den Bonner Politikern genutzt, die dort diskret tagen und über eine Hintertür in einen Restaurant- und Besprechungsraum gelangen konnten. Hier wurde u.a. die schwarz-gelbe Koalition ausgehandelt und Helmut Kohl feierte dort seinen Wahlsieg zum Bundeskanzler am 1. Oktober 1982.
 

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Wieder einmal finden wir Ralfs Streckenbeschreibung bestätigt: Die meisten der heute insgesamt 310 Höhenmeter sind auf den ersten beiden km abzuarbeiten. Munter geht es, ohne zu sehr anzustrengen, auf und ab. Der versprochene schöne Blick zur  “unserer” anderen Rheinseite aufs Siebengebirge ist schön, allerdings noch ziemlich diesig. Hätte ich den Fotoapparat auf der letzten Runde dabeigehabt, wäre es sogar ein sonniges Foto geworden. Vorbei an Gehöften, einem Bio-Betrieb, Äckern und Weinbergen bieten sich immer wieder nette Aussichten, welche die Zeit rasch vergehen lassen. Und auch hier begegnet uns schnell der Hausherr: Mittlerweile kennt man sich, ein entsprechend großes Hallo ist die Folge. Wer heute dabei ist, wird geklärt, aber auch die Einzelheiten eines weiteren Laufs, an dem wir organisatorisch beteiligt sein werden, ist Gegenstand unseres Geplauders. Einzelheiten dazu wird es Laufbericht vom 11. April geben.
 

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Nett sind die Hinweisschilder der 22 km langen Nebenschleife der Apfelroute inkl. des beeindruckenden hölzernen Aussichtsturms. Warum ich mir nicht die Zeit genommen und den in aller Seelenruhe bestiegen habe, fragt nicht nur Ihr Euch absolut zu recht. Zeitweise befinden wir uns auch auf dem Römerkanal-Wanderweg. Was es damt auf sich hat? Der ist mit durchaus geläufig, denn beim Decke-Tönnes-Marathon von und mit dem hochgeschätzten Euskircherner Andreas Butz wir dieser am Ende tangiert und bewundert. Auf dem 120 km langen Römerkanal-Wanderweg läßt sich eine fast 2000 Jahre alte technische Meisterleistung von Nettersheim nach Köln bewundern.
 

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Weniger bewundern lassen sich die großen Brachflächen, die man auch hier in den (ehemaligen) Wald hat schlagen müssen. Die Folgen des Klimawandels - ob und inwieweit die menschengemacht sind, lassen wir an dieser Stelle mal undiskutiert - sind enorm und nicht nur optisch eine Katastrophe. Ein 10 km-Lauf ist mit “räächs erömm” ausgeschildert, wir dürfen folgen. Das “links erömm” wäre allerdings fatal, denn das hätte Extra-km zur Folge.
 

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Schiedlich-friedlich arbeiten wir, ohne daß es uns langweilig würde, Runde um Runde ab und freuen uns dann doch, auf der letzten abkürzen zu dürfen. Als besonderes Glanzlicht treffen wir auch noch auf Andrea, die mit Begleitung walkend unterwegs ist. Wieder mal ist ein Marathon-Monat Dank des selbstlosen Einsatzes eines 100 MC-lers gerettet worden. Ich bin wirklich gespannt, wie lange man uns noch einzusperren gedenkt, schließlich haben ja z.B. die Marathons in Bremerhaven und auf dem Darß im Herbst vergangenen Jahres eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß zumindest mittelgroße Veranstaltungen mit den entsprechenden Hygienekonzepten problemlos und sicher durchgeführt werden können. Aber es ist scheinbar wirklich etwas Wahres dran: Was einem nichts bedeutet, weil man es nicht kennt, fehlt einem persönlich nicht. Und das ist u.a. die große Krux der hohen Politik, die nicht wissen, was sie die Bevölkerung antun. Ich bin es wirklich leid.